Sigrid Schein-Zint
Kurze Auszeit
Einfach mal Luft holen und nichts tun. Ich meine nicht Urlaub machen, sondern im alltäglichen Leben.
Früher, oh wie sich das anhört, ist aber so, als ich noch ein multifunktionales Berufsleben mit Familie führte, war meine kleine Auszeit abends. Während die anderen Familienmitglieder das Geschirr vom Abendessen wegräumten, starrte ich vor mich hin. War es noch hell, verlor sich mein Blick im kleinen Vorgarten, den unser Familienhaus besaß. Ich blieb einfach sitzen, die Beine lang unter den Tisch gestreckt, leer im Kopf, ganz bei mir und vollkommen immun gegen die Ansprache meiner Mitmenschen. Diese paar Minuten taten mir sehr gut.
Heute, da die Kinder erwachsen und mein Berufsleben zu Ende ist, muss ich diese Fähigkeit wieder gewinnen. Ja, so ist es, denn selbst über den Ablauf eines Tages bestimmen zu können, ist nicht einfach. Das Bewusstsein, dass Zukunft ein immer knapperes Gut wird, drängt mich oft, als hätte ich nun keine Zeit mehr Pausen zu machen. Ich arbeite dran.
Dies ist auch ein Grundthema meines zweiten Romans. Ihr dürft gespannt sein.
